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Spielregeln im Team: Was tun, wenn sie nicht eingehalten werden?

Sep. 21, 2025 | Impulse

Ob explizit formuliert oder stillschweigend angenommen – jedes Team hat Spielregeln. Schwierig wird’s, wenn sie gebrochen werden – und niemand etwas sagt. Dieser Beitrag zeigt, wie du in genau diesen Momenten mutig, klar und verbindlich reagierst.

Ein Klassiker im Teamalltag:
Alle haben gesehen, dass eine klare Abmachung missachtet wurde.
Alle spüren: Das war nicht okay.
Und trotzdem sagt niemand etwas.

Die Folge?

  • Frust.
  • Misstrauen.
  • Leises Rückzugsverhalten.

Und das Schlimmste: Beim nächsten Mal traut sich noch weniger jemand, etwas zu sagen. Die Regel wird relativiert. Die Klarheit erodiert. Und die Zusammenarbeit gleich mit.

Studien zeigen: Organisational Silence, also das bewusste Nicht-Ansprechen von relevanten Themen, wirkt sich messbar negativ aus. Es führt zu sinkender Leistung, höherem Burnout-Risiko und geringerer Arbeitszufriedenheit (White et al., 2019).

Spielregeln im Team sind kein Selbstzweck – sie schaffen Sicherheit

Ob es um Meetingzeiten, Feedbackrunden oder Kommunikationswege geht – Teams brauchen Orientierung. Klare Spielregeln helfen, Erwartungen sichtbar zu machen und Verbindlichkeit zu schaffen. Sie geben Halt.

Doch: Eine Spielregel ist nur so viel wert wie ihre gelebte Praxis. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Denn Regeln aufstellen ist leicht.
Aber wie reagierst du, wenn sie gebrochen werden?

Warum wir oft schweigen, obwohl etwas klar gegen die Regeln geht

  • Harmoniestreben: „Ich will jetzt keinen Stress machen.“
  • Hierarchien: „Darf ich das überhaupt ansprechen?“
  • Unklarheit: „War das überhaupt so vereinbart?“
  • Erfahrung: „Bringt ja eh nichts, wurde ja schon öfter ignoriert.“

Das alles ist menschlich – aber eben auch gefährlich.
Denn jedes Schweigen sendet eine Botschaft: „Die Regel gilt wohl nicht so genau.“

Und es bleibt nicht folgenlos:
Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeiter:innen, die wiederholt Dinge nicht ansprechen, über Zeit eine sinkende Arbeitszufriedenheit und psychische Belastung erleben. Das Klima verschlechtert sich messbar (Weiss, 2025).

Zusätzlich: Teams, in denen nicht geklärt ist, welche Regeln wirklich gelten, haben ein erhöhtes Konfliktpotenzial. Wenn Erwartungen nicht explizit geteilt werden, leidet das Gerechtigkeitsempfinden – und die Frustration steigt (Arendt et al., 2024).

Was es braucht: Mutige Gespräche ohne Anklage

Wenn jemand im Team gegen eine klare Abmachung verstößt, braucht es nicht sofort eine Eskalation – aber Klartext.

Ein gutes Gespräch in so einer Situation hat drei Zutaten:

  1. Beobachtung statt Bewertung:
    „Mir ist aufgefallen, dass du mehrfach zehn Minuten später ins Daily kommst.“
  2. Erinnerung an die Regel:
    „Wir hatten gemeinsam vereinbart, dass wir pünktlich starten, weil wir nur 15 Minuten haben.“
  3. Einladung zur Klärung:
    „Gibt es etwas, das dir gerade schwerfällt, diesen Rahmen einzuhalten? Lass uns drüber sprechen.“

Diese Formulierung ist verbindlich – aber menschlich. Und sie braucht psychologische Sicherheit.

Denn laut Forschung ist Vertrauen im Team einer der wichtigsten Faktoren, damit solche Gespräche überhaupt geführt werden. Teams mit hoher psychologischer Sicherheit sprechen nicht nur offener über Fehler, sondern auch über Regelverstöße – ohne Drama (Patil, 2023).

Reflexionsfragen für dich und dein Team

  • Welche Spielregeln haben wir als Team wirklich gemeinsam definiert?
  • Wo gibt es Grauzonen oder unterschiedliche Auslegungen?
  • Wann haben wir zuletzt über Einhaltung und Ausnahmen gesprochen?
  • Wie leicht oder schwer fällt es uns, Regelverstöße anzusprechen?
  • Wie könnten wir eine Kultur etablieren, in der Klarheit willkommen ist?

Fazit: Regeln sind wichtig – aber Gespräche sind entscheidend

Es ist nicht schlimm, wenn eine Spielregel mal nicht eingehalten wird.
Aber es ist kritisch, wenn niemand darüber spricht.

Denn dann wird nicht nur die Regel weich – sondern auch das Vertrauen.

Gute Teams erkennt man nicht an perfekten Prozessen.
Sondern daran, dass sie Unklarheiten offen ansprechen – und gemeinsam wieder Klärung schaffen.

 


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Sandra Karner

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